Kunst im Umbruch. Wie sich der globale Kunstmarkt 2025 neu sortiert. Kunst im Umbruch. Wie sich der globale Kunstmarkt 2025 neu sortiert.

Kunst im Umbruch. Wie sich der globale Kunstmarkt 2025 neu sortiert.

Von der Trophäenjagd zur neuen Bodenhaftung: Die Kunstwelt steht 2025 an einem Wendepunkt. Nach Jahren der Rekordpreise und Spekulationsblasen bewegt sich der globale Kunstmarkt in eine neue Phase – geprägt von Zurückhaltung, Vielfalt und einem wachsenden Interesse am Mittelbau. Sammler wie Galerien reagieren auf geopolitische Unsicherheiten, Inflation und gesellschaftliche Veränderungen mit einer Neuorientierung. Doch was bedeutet das konkret?

Ein Markt zwischen Rückgang und Resilienz

Die nackten Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Der globale Kunstmarkt schrumpfte 2024 laut dem Art Market Report von Art Basel und UBS um rund 12 % auf 57,5 Mrd. US-Dollar. Der Rückgang folgt auf ein bereits schwächeres Jahr 2023 – und betrifft vor allem das obere Marktsegment. Während in der Hochzeit des Kunstbooms regelmäßig Werke über 100 Millionen Dollar versteigert wurden, waren es 2024 nur noch zwei: Picassos Femme à la montre und Klimts Dame mit Fächer.

Noch drastischer ist der Rückgang bei Auktionslosen über 10 Mio. Dollar (–39 % im Vergleich zum Vorjahr). Auktionshäuser wie Sotheby’s und Christie’s verlagern daher einen Teil ihrer Aktivitäten zurück in den Privatverkauf, der 2024 um 14 % zulegte. Das „Diskrete Kaufen“ scheint vielen Sammlern in Krisenzeiten sicherer und weniger risikobehaftet.

Die Mitte lebt

Gleichzeitig wächst der Markt im unteren und mittleren Preissegment. Die Zahl der Transaktionen weltweit stieg 2024 auf rund 40,5 Millionen Verkäufe, ein Plus von 3 %. Viele Galerien berichten, dass Werke zwischen 1.000 und 50.000 US-Dollar besonders gefragt seien – mit einem Umsatzwachstum von über 7 % in dieser Preisspanne.

Insbesondere kleinere und mittlere Galerien konnten profitieren: Häuser mit einem Jahresumsatz unter 250.000 $ verzeichneten ein durchschnittliches Plus von 17 %. Während Mega-Galerien und Superstars stagnieren, rücken neue Stimmen, experimentelle Positionen und lokale Märkte stärker in den Fokus. Der Markt öffnet sich – und demokratisiert sich ein Stück weit.

Mehr neue Käufer, mehr Diversität

Ein besonders spannender Befund: 44 % aller Verkäufe 2024 gingen an Erstkäufer. Diese Käufergruppe kommt häufig über Online-Kanäle oder Messebesuche in den Kunstmarkt. Die Schwelle zum Kunstkauf sinkt. Digitale Angebote, Social Media und hybride Messen machen Kunst sichtbarer – und für jüngere Zielgruppen attraktiver.

Zugleich weitet sich der Blick auf die Kunst selbst: Sammlerinnen interessieren sich zunehmend für Künstlerinnen außerhalb der westlichen Kanons, für LGBTQ-Positionen, indigene Perspektiven, ökologische Kunst oder Werke, die sich mit Themen wie Krieg, Identität oder Klimawandel auseinandersetzen. Inhalt zählt mehr denn je.

Europa im Fokus: Paris gewinnt, Köln behauptet sich

Innerhalb Europas verschieben sich die Gewichte. Während London seine Rolle als führender Auktionsstandort behauptet, gewinnt vor allem Paris an Bedeutung. Die Messe Paris+ par Art Basel ist erfolgreich gestartet, zahlreiche internationale Galerien haben Dependancen an der Seine eröffnet.

Auch in Deutschland beleben Formate wie das Gallery Weekend Berlin oder die Art Cologne das Messewesen. Gerade letztere überzeugte 2023 mit einer starken Mischung aus etablierten und jungen Galerien – und zeigte klar: Der Kunstmarkt lebt nicht nur von Millionenverkäufen, sondern auch vom nachhaltigen Aufbau neuer Sammlerbeziehungen.

Ausblick: Stabilisierung statt Spekulation

Die Entwicklungen 2025 deuten auf eine gesündere Marktstruktur hin. Statt auf Blasenbildung setzt man auf Beständigkeit, statt auf Trophäen auf Inhalte. Die Kunstwelt lernt, mit Krisen zu leben – und sich dabei neu zu erfinden. Händler und Galerien zeigen sich vorsichtig optimistisch: Rund ein Drittel rechnet laut aktueller Umfrage mit besseren Geschäften in der zweiten Jahreshälfte.

Der Kunstmarkt ist im Wandel – und dieser Wandel könnte langfristig mehr Qualität, Vielfalt und Resilienz bringen als die hektischen Rekordjagden der Vergangenheit.

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